Isabella schrieb:
...FÜR WAS ...
Ich denke, es ist doch nicht falsch, zu sagen, dass wir es als eine positive Errungenschaft unserer westeuropäisch-US-amerikanischen Kultur ansehen, dass die Entwicklung einer persönlichen Individualität über dem Leben für die Gemeinschaft steht. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen und z. B. alten kommunistischen Systemen. Politisch äußert sich das in Demokrate statt Monarchie und totalitären Systemen. Als Bild hat man da ja die Massen von Chinesen in blauen Einheitsanzügen vor den geistigen Auge.
Bei diesem Hintergrund (ich lebe in dieser Kultur) sehe ich es zunächst mal als wichtig an, sein persönliches Glück zu finden. Bei all diesem Immer-noch-Luxus hier sind doch viele äußerst unzufrieden, wie man immer wieder hört. Darum geht es zunächst mal: Sich fragen, was ist für mich gut, welchen Lebensweg zum für mich Guten sollte ich verfolgen, wie regel und organisiere ich mein Leben, dass ich zufrieden, ausgeglichen und glücklich bin.
Nur, wer damit einigermaßen im Reinen ist, kann sich dann auch positiv für die Gemeinschaft einsetzen. Was nützen der Gemeinschaft die Nur-Motzer, die motzen, weil eventuell ihr persönlicher Lebensfrust dahintersteckt, weil sie vielleicht Beziehung, Familie, Beruf und Finanzen nicht geregelt haben.
Nicht "Arbeit" macht frei (Thema hier), sondern die Regelung aller dieser persönlichen Angelgenheiten - frei auch für die Gemeinschaft. Wenn die persönlichen Dinge ok sind, kann der Egoismus weniger werden, man kann sich dann mehr für die Mitmenschen einbringen, was wiederum zufriedener macht.
Wobei ich bei Einsatz für die Mitmenschen und die Gemeinschaft auch immer einen gewissen dahinter steckenden Egoismus vermute, das ist bestimmt nicht ganz selbstlos. Man erstrebt Anerkennung, Aufmerksamkeit und ähnliches. Mancher muss auch sein Helfersyndrom ausleben. Auch bei Gemeinschaftseinsatz ist eben einer rein persönliche Motivation dabei.
Jeder nach seiner Fasson, jeder hat seine momentane Aufgabe. So hat der eine noch viel mit sich selbst zu tun, der andere ist schon freier für andere. Außerdem ist die Gesellschaft durch Aufgabenverteilung und Arbeitsteilung geprägt. So muss nicht jeder "Politiker" sein oder in Vereinen aktiv sein. Für wen es gut erscheint, der engagiert sich, für wen anderes gut ist, der lässt andere die Politik machen.
Ich finde, beides ist ok. Man muss als "persönlicher Egoist" weder über die Macher motzen, noch als Macher die Andersmacher runtermachen, noch als Macher die vermeintlich Inaktiven kritisieren.
Nicht jeder muss überall mitmischen. Dafür gibt es Gewählte und Wählende.
Jeder hat seine Aufgabe, die er zu erledigen hat. Traurig macht es mich nur, wenn ich sehe, wenn jemand seine persönliche Aufgabe, Gutes für sich zu erreichen, nicht anpackt oder noch nicht einmal erkannt hat.
Für mich persönlich ist es gut, mal wieder die Zeitung abzubestellen, die ich jetzt seit einigen Monaten abonniere. Warum soll ich mich mit medialer Umweltverschmutzung (immer wieder diese Pooth-Meldungen und Kindestötungen!) beschäftigen? Zu meinem Lebensglück trägt das nicht bei. Nach jedem Lesen bleibt der Eindruck "Das ist doch alles nur Mist!" und macht mich unzufrieden.