welche Nachteile hat Kaufhauskakteenerde mit Torfanteil?

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Roland
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welche Nachteile hat Kaufhauskakteenerde mit Torfanteil?

Beitrag von Roland »

Hallo,
ich würde mich freuen, wenn mir jemand sagen bzw. schreiben könnte worin die Nachteile der in Foren ja so häufig verdammten Torfkakteenerde besteht. Ich widme mich seit gut einem halben Jahr intensiv einigen Sukkulenten auf meiner sonnenüberfluteten Südfensterbank. Dabei benutze ich ein Substratgemisch aus Torfkakteenerde von Compo (vorher durchgesiebt um ein Klumpen der Erde zu verhindern) zusammen mit einem etwa 25%igen Anteil Seramis und 30 % Sukkulentenkies von Haage. Damit habe ich bislang nur die besten Erfahrungen gemacht. Alle Pflanzen treiben aus und gedeihen wunderbar, auch so empfindliche wie die Uncarina Grandiderii (oder so ähnlich). Die Blätter der Adenia Spinosa sind deutlich straffer als in reinem Kies und denken gar nicht daran abzufallen, Pachypodium bispinosum ist regelrecht explodiert, die Dioscorea mexicana wächst bis zum Mond. Ich habe mich bislang nach den Ratschlägen der Seite: http://www.bihrmann.com/caudiciforms/ gerichtet. Eine Toppseite. Da sich nun bei mir alle Sukkulenten offensichtlich sehr wohl fühlen (zu erkennen am seidigen Glanz des Caudex) würde es mich sehr interessieren, in welche Gefahr ich mich mit dem Einsatz von Torfkakteenerde begebe, wenn ich sie so vorbehandle wie ich es beschrieben habe. Vielen Dank für eure Antworten und hoffentlich auch Ratschläge.
Roland
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Gilbert
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Beitrag von Gilbert »

Hallo Roland,

nebenbei gesagt ist Torf erstmal naturschutzmäßig problematisch. Torf kommt aus Mooren, die aber erhalten werden sollten. Da in vielen europ. Ländern daher Torfanbau inzwischen verboten ist, kommt der Torf aus Russland oder sonstwoher, wo man sie Landschaft noch ausbeuten darf.

Die negative Wirkung von Torf in der Haltung bezieht sich auf Sukkulenten, die an ihrem Naturstandort keinen Humus kennen, da sich dort klimabedingt kein Humus bildet. Torf gibt Huminsäuren ab, was dann die Kakteenwurzeln zwar eine Zeit lang, aber nicht sehr lange ertragen.

In den ersten Jahren meiner Kakteenhaltung habe ich torfhaltige Kakteenerde verwendet und nach 2-3 Jahren hatte ich etliche Kakteen, die keine Wurzel mehr hatten. Ich gehe davon aus, dass die Huminsäuren die Wurzeln zersetzt hatten.

Das gilt aber nicht für alle Sukkulenten. Es gibt auch Kakteen, die gern einen Torf/Humus-Anteil im Subtrat haben.
schlurf
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Beitrag von schlurf »

Kurz und knapp:

Es gibt keine Patentrezepte. Wer Erfolg hat, hat Recht bzw. liegt richtig.

Torf als Kurzzeitsubstrat ist m.E. OK, das sieht man an dem ganzen Hollandkram, der hier verkauft wird. Langfristig wird aber die Struktur des Torfes zerstört, was zu Bodenverdichtungen und den entsprechenden Folgen für die Wurzeln empfindlicher Sukkulenten führt. Ich selbst verwende Torf nur in geringen Volumenanteilen.

Zur Umweltproblematik: Wenn man die Torfstiche nach Abbau wieder anstaut, gibt es tolle Biotope und das Sphagnum wächst wieder. Es ist also mehr eine Frage, wie man mit den Ressourcen umgeht. Ich kenne einen alten Sportplatz, den hat man unter Schutz gestellt, weil dort eine Unzahl von Knabenkraut in verschiedenen Arten wächst. Der Torfstich löscht also nicht zwingend ein Biotop aus, er verändert es nur. Und was in der langen Geschichte unseres Planeten blieb denn unverändert ?????
Meine Kakteen haben keine Stacheln!

Gruß
Schlurf
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Norbert
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Beitrag von Norbert »

Hallo Roland ,

Abgesehen vom Umweltschutzgedanken weiß ich auch nicht , was manche Leute gegen einen Torfanteil im Substrat haben. Sollte natürlich nicht zu hoch sein. Torf hält den PH-Wert lange im sauren Bereich und puffert andere Einflüsse von Substratbestandteilen und Gießwasser gut ab. Ich mische auch aus Kostengründen meine Kakteenerde seit Jahren selbst , und habe bei dieser Mischung nie Wurzelprobleme gehabt. Bei gekaufter Erde kann es natürlich durch die beigefügten Dünger schnell zur Überfütterung und damit Verweichlichung der Sukkulenten kommen , das liegt aber eher nicht am Torf !
Mein persönliches Rezept für 10 Liter Kakteenerde :
2 Liter kleingekrümelten Torf
2 Liter kleingekrümelte Blumenerde (billigste)
3 Liter Sand
3 Liter Lavagrus (hole ich selbst aus der Eifel von einer Abraumhalde)
1 Eßlöffel Gips

..und darin wachsen alle prima , sogar die Astrophyten und Ariocarpen , welche ja eigentlich auf Kalkstein (Kreide/Dolomit) zuhause sind.

Gruß Norbert
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Tobias Wallek
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Beitrag von Tobias Wallek »

Hallo Roland !

Erstmal herzlich willkommen im Forum :)

Da hast du ja ein paar schöne Caudexpflanzen.
Alle von dir kultivierten Arten vertragen durchaus einen Humus- oder Torfanteil im Substrat und wollen im Sommer richtig viel Wasser haben.
Ich persönlich würde den Torf durch Blumenerde ersetzen. Wenn Torf mal richtig trocken ist, nimmt er nur schwer wieder Wasser auf.

Ansonsten kann ich mich schlurf nur anschließen:

Wer Erfolg hat, hat Recht bzw. liegt richtig.
Ciao Tobias
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Roland
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Dankeschön für die Tipps

Beitrag von Roland »

Herzlichen Dank für die vielen Antworten und nützlichen Ratschläge. Ich werde diese gern beherzigen und bin froh, dass ich scheinbar keinen gravierenden Fehler mit der torfhaltigen Kakteenerde gemacht habe. Das Substratrezept werde ich direkt ausprobieren, da die Keimungsversuche einer der Pflanzen (den Namen hab ich leider momentan nicht parat, sie besitzt Blüten völlig trocken sind und sich erst nach dem Bespritzen mit Wasser schlagartig öffnen) so erfolgreich waren, dass praktisch alle Samen gekeimt sind und das waren Dutzende. Die erwähnte Umweltproblematik beim Torfabbau habe ich so noch nicht bedacht, ich finde es nur sehr schlimm, dass durch den modernen maschinellen Abbau viele unersetzliche archiologische Funde zerstört werden. Falls es einen interessiert, dann habe ich hier mal ein Foto von einer Seite der Fensterbank hochgeladen Bild . Leider ist es schon etwas spät, daher die schlechte Qualität.

Dankeschön noch mal und viele Grüße
Roland
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Tobias Wallek
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Beitrag von Tobias Wallek »

Hallo Roland !

Die schöne Euphorbia hast du ja garnicht erwähnt :)

Die Pflanze mit den "trockenen" Blüten müßte Delosperma bosseranum oder D. napiforme sein (bleibt noch abzuwarten, ob das nicht das gleiche ist).
Normalerweise ist ihre Rübenwurzel unterirdisch und wird nur zu verkaufszwecken hochgesetzt.
Die eigentlichen Blüten sind ganz unscheinbar, klein und weiss. Weiterhin ist diese Art selbstbestäubend und kann zu einer echten Plage werden, da sie sich gerne in sämtlichen Nachbartöpfen aussät :)
Die trockene Blüte ist also schon die fertige Samenkapsel.
Es gibt bei vielen Mesembs (Mittagsblumen) diesen Mechanismus, das sich die Samenkapseln nach Kontakt mit Wasser öffnen.
Diese Delosperma solltest du wegen der Rübenwurzel ruhig in einen hohen Topf pflanzen. Meine Sämlinge sind nach dem pikieren in einen 13 x 13 x 13 cm-Topf gewandert, da kann sich die Wurzel schön ausdehnen.
Die Wurzel wächst unterirdisch übrigens wesentlich schneller als oberirdisch.

Ciao Tobias
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poldi
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Beitrag von poldi »

@Gilbert

Das sind ja Neuigkeiten, die ich so noch nicht wusste. Ich kultiviere einige Fleischis und habe mir Torf zugelegt, den ich zur Ansäuerung meinen Substrat (Kakteen, nicht Sukis) beimische.
Aber so ca. 10% vom Gesamtvolumen.
---

Poldi
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Beitrag von Namib »

Hallo, Roland,
1.) Willkommen hier im Forum,
2.) Kann es sein, das die Pflanze in der Mitte des Fotos direkt am Fenster mit dem großen Caudex eine Adenia glauca ist ?
Wenn ja, benötigt sie im Gegensatz zu vielen anderen Sukkulenten ein stark humoses Substrat mit einem sehr niedrigen pH-Wert, und viel Wasser in der sommerlichen Wachstumszeit.
liebe Grüße
Hans Joachim Wallek

Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen,
war vor zwanzig Jahren.
Die nächstbeste Zeit ist jetzt.
(Afrikanisches Sprichwort)
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Beitrag von schlurf »

Norbert hat geschrieben:3 Liter Lavagrus (hole ich selbst aus der Eifel von einer Abraumhalde)

Wowowowowo ... ?????? 8)
Meine Kakteen haben keine Stacheln!

Gruß
Schlurf
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DaDaDaDaDa....

Beitrag von Norbert »

Hallo

Wegbeschreibung sobald ich Zeit habe

Gruß Norbert
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Nachteile von Kaufhauskakteenerde mit Torfanteil

Beitrag von Gerlot »

@Gilbert-Michael,
sei gegrüßt! Lange nichts mehr gehört!
Die Huminsäure im Torf verblockt die Wurzeln,sodaß sie absterben und wegfaulen.Das gleiche gibt es in der Technik
bei der vollentsalzten Wasseraufbereitung mit Osmose-Moduln. Werden verblockt und sind unwirksam!-
Selbst benutze ich keinen Torfanteil in meiner Kakteenerde mehr. Geringfügig Torf verändert zwar den ph-Wert
in den sauren Bereich,was viele Kakteen mögen,aber dieser Effekt braucht sich rasch auf.Um einen niedereren
ph-Wert zu erhalten,gieße ich mit angesäuertem Wasser.(z.B.Zitronensäure usw.) Wechsle danach aber immer mal
zu einer anderen Säure! Im Winter,die wenigen Wassergaben,säure ich nicht an!
Wer natürlich die Handhabung mit Säuren nicht mag(als Aquarianerfür mich kein Problem) kann einen,wie schon
bemerkt,geringen Torfanteil verwenden,der beim Umtopfen wieder erneuert wird
Grüsse Gerlot
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Gilbert
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Beitrag von Gilbert »

Gallo Gerlot,

bei mir gibt es auch keine Torfzusätze mehr, allerdings setze ich für Humusanteilliebende etwas humose Kakteenerde dazu. Ich nehme an, da ist dann doch ein kleiner Anteil Torf drin.

Ansäuern: Mach ich selten, gieße fast nur mit Regenwasser ohne oder mit Dünger. Wenn ich ansäuere, nehme ich ein paar Tropfen 10-prozentige Salpetersäure (N-haltig) oder Phosphorsäure (natürlich P-haltig). Ist somit gleich eine Düngung. Epikakteen freuen sich sichtlich über N-reiche Ansäuerung. Apotheken haben sowas nicht mehr, aber ist im Pflanzen-Spezialhandel über Internet zu bekommen.
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Nachteile von Kaufhauskakteenerde mit Torfanteil

Beitrag von Gerlot »

Hallo Gilbert,
so mache ich dies auch mit dem Ansäuern!
Bei Verwendung von Regenwasser ist selbiges heutzutage meist sauer! Brauchst es nur einen Tag an der Luft
stehen zu lassen und schon ist es sauer!! (War eine Frage des Chemie-Vordiploms in Maschinenbau:was passiert,
wenn sie Wasser im Freien stehen lassen? : der ph-Wert sinkt,es wird sauer!!
Gruß Gerlot
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Beitrag von Christa »

Hallo Schlurf,

an der Wegbeschreibung, bzw. Adresse wäre ich auch interessiert. Das liegt wahrscheinl. auf dem Weg nach Bingen, wo ich ab und zu mal bin.

LG Christa
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