Ich will euch hier mal meine Erfahrungen mit der künstlichen Beleuchtung von Sukkulenten mitteilen.
Gerade für Leute, die weder Garten noch Balkon ihr eigen nennen können, ergibt sich hier eine ganz neue Perspektive bei der Pflanzenhaltung.
Auch ich habe mich, vor einigen Jahren, mit diesem Thema beschäftigt, da mir doch recht schnell der Platz an den Fenstern ausgegangen ist.
Mein Anzuchtregal Marke „Eigenbau“ sollte ursprünglich auch nur für die Anzucht gedacht sein, mittlerweile gibt’s aber diverse Dauergäste.

In den oberen beiden Etagen befinden sich jeweils 3 Leuchtstoffröhren (LSR) a 36 Watt und in den unteren beiden jeweils zwei, die alle eine Länge von 120 cm haben.
Als kleine Richtmarke sollte hier angemerkt werden, das 3 LSR pro Quadratmeter ausreichend sind.
Die LSR sind alle an Ketten aufgehängt, damit ich sie der Pflanzengröße entsprechend in der Höhe variieren kann.
Idealerweise sollte eigentlich über jeder LSR ein Reflektor angebracht sein, wodurch wesentlich mehr Licht bei den Pflanzen ankommt.
Am Anfang hatte ich LSR mit der internationalen Lichtfarbe 965 Biolux. Diese Röhren erschienen mir ideal, weil sie von ihrem Lichtspektrum zu 97% an natürliches Sonnenlicht herankommen. Die Pflanzen zeigten eine natürliche gedrungene Wuchsform und gesunde Farben.
Der Nachteil ist die geringere Farbtemperatur und der höhere Preis.
Vor einem Jahr hab ich mich dann um entschieden und hab mir, wieder nach diversen Recherchen, LSR mit der Lichtfarbe 860 (tageslicht) und 830 (warmweiss) zugelegt. Diese Röhren sollten am besten in der Kombination 2 x 860 zu 1 x 830 eingesetzt werden.
Zum Einsatz kommen die 830-er nur in den oberen beiden Regaletagen. In den unteren befinden sich jeweils 2 860-er.
Einen Nachteil im wuchsverhalten (im Unterschied zu den 965-ern) konnte ich bisher nicht feststellen, der Vorteil ist der geringere Anschaffungspreis.
Gesteuert werden sie über eine Zeitschaltuhr ohne zusätzliche EVG’s (elektronische Vorschaltgeräte).
Ein EVG soll die Lebensdauer einer LSR erhöhen und gleichzeitig den Stromverbrauch senken. Da die Anschaffungskosten für diese Geräte nicht gerade gering sind, hab ich mich mal mit den Mitarbeitern, aus der Abteilung Haustechnik, in meiner Firma unterhalten. Aus jahrelanger Erfahrung mit tausenden LSR (teils mit, teils ohne EVG) konnten sie mir berichten, dass zumindest die Lebensdauer definitiv nicht von diesen Geräten abhängt.
Um annähernd einen natürlichen Jahresrhytmus zu simulieren, gibt es für jeden Monat eine unterschiedliche Hell- und Dunkelphase.
Die Beleuchtungszeiten stammen von einer Internetseite, die sich mit der Kultur von Mesembs (Mittagsblumen) unter Kunstlicht beschäftigt (leider gibt es diese Seite nicht mehr).
Folgend eine Tabelle der Belichtungszeit (h = hell, d = dunkel), angegeben in Stunden:
Januar 11 h / 13 d
Februar 12 h / 12 d
März 13 h / 11 d
April 14 h / 10 d
Mai 15 h / 9 d
Juni 16 h / 8 d
Juli 15 h / 9 d
August 14 h / 10 d
September 13 h / 11 d
Oktober 12 h / 12 d
November 11 h / 13 d
Dezember 10 h / 14 d
Diese Tabelle mag den einen oder anderen verwundern, da viele sicherlich davon ausgehen, die Pflanzen bräuchten in der lichtärmeren Winterzeit mehr zusätzliche Beleuchtung.
Der Vorteil dieser Beleuchtungszeiten ist, dass die Pflanzen keine Probleme mit der Umgewöhnung haben, wenn ich sie z.B. im Sommer aus dem Regal ans Südfenster umstelle.
Nachfolgend mal ein paar Bilder aus dem Anzuchtregal, damit sich jeder ein eigenes Bild von der Wuchsform der Pflanzen machen kann:

Haworthia mutica var. mutica

Haworthia emelyae var. major

Lithops gracilidelineata ssp. gracilidelineata var. gracilidelineata C374

Ferocactus ?
Ich kultiviere hier verschiedene Arten aus den Familien Aizoaceae, Aloaceae, Apocynaceae, Asclepiadaceae, Asphodelaceae, Cactaceae, Commelinaceae, Crassulaceae, Euphorbiaceae, Portulacaceae, was man wohl als repräsentativen Querschnitt durch die Sukkulentenwelt ansehen kann.
Z.B. bei den Haworthien haben dieses Jahr das erste mal Pflanzen geblüht, die ich vor zwei Jahren ausgesät hatte und die seitdem nur in diesem Regal stehen.
Neben dem Anzuchtregal hab ich noch einen großen Tisch ( 1 x 2 m) über dem sich ebenfalls eine Beleuchtung Marke Eingenbau befindet.
Dieser Tisch steht zwar direkt vor einem Südfenster aber trotzdem kommt auch hier die Kombination aus 860 / 830 zum Einsatz.
Ausgewechselt werden die Röhren bei mir alle 2 Jahre. Es wird zwar teilweise empfohlen, die Röhren jedes halbe Jahr zu wechseln, da angeblich die Leuchtkraft nachlässt, das konnte ich bisher aber nicht beobachten.
Der Nachteil von LSR ist, das sie immer möglichst nahe über den Pflanzen hängen müssen. Bei einem zu großen Abstand werden die unteren Regionen der Pflanzen nicht mehr ausreichend mit Licht versorgt.
An diesem Punkt würden dann die wesentlich lichtstärkeren (aber auch teureren) Natriumdampflampen (NDL) ins Spiel kommen.
Ich würde mich freuen, wenn jemand, der diese Lampen einsetzt, hier auch noch über seine Erfahrungen berichten würde.
Erwünscht sind natürlich auch Berichte über andere Leuchtmittel, weil die Leuchtstoffröhren definitiv nicht der einzige Weg zum Erfolg sind.
Die Zukunft gehört mit Sicherheit den Leuchtdioden (LED), weil sie schon jetzt die meiste Energie in Licht umsetzten. Allerdings ist das Lichtspektrum hier momentan noch das Problem für Pflanzen.
Ciao Tobias